Meine Zeit als Musikmeister der Blaskapelle Bad Wiessee 1981 – 1995
Als ich im Jahre 1976 hierher nach Bad Wiessee kam und als Organist und Chorleiter zuerst nebenberuflich zu arbeiten begann, hatte ich noch keine Ahnung, einmal als Leiter der Blaskapelle zu fungieren. Irgendwie sprach es sich natürlich herum, dass ich auch Klarinettist bin. So wurde ich schon bald aushilfsweise bei verschiedenen Beerdigungen oder auch an Allerheiligen und Volkstrauertag hier in Bad Wiessee zum Spielen geholt. Außerdem hatte ich ja auch Ahnung vom liturgischen Ablauf einer Messe. So ergab es sich, dass Josef Mayr von allen auch „Spengler Moare“ genannt, mich überreden wollte, doch den „Musimoaster“ zu machen. Er war es auch, der über Jahre hinweg Musikanten für Beerdigungen, Vereinsjahrtage usw. zusammentrommelte.
Es war allerdings ein kleines Häufchen von einheimischen Musikern, die ich hier einmal namentlich aufführen will (Musikerliste nach Josef Mayr):
Hans Zehetmeier Baß, Toni Grauvogl Klarinette, Franz Grauvogl Posaune, Müller Bernd Bariton, Müller Horst Klarinette, Scheibe Arno Horn, Steck Franz Klarinette, Steck Max Klarinette, Tafelmeier Franz Trompete, Höfling Edgar Posaune, Mayr Josef 2.Tenorhorn
So hatte der damalige Bürgermeister Paul Krones und sein Gemeinderat die Sache finanziell möglich gemacht und gleich einige Instrumente für Nachwuchsmusiker gekauft. Da darf ich den „Pauli“ schon noch mal nennen. Er liebte die Blasmusik und stellte sich voll dahinter. 1981 begann ich mit meiner Tätigkeit. Allerdings war das insofern sehr schwierig, als sofort eine „spielfähige“ Kapelle vorhanden sein musste, um auch gleich die Kurkonzerte spielen zu können.
Ich glaube der aller erste Einsatz war die Meisterfeier beim FC Bayern im Olympiastadion München am 13. Juni 1981. Zitat Paul Krones: „Geiger mia brauchan 30 Mann auf Minga“.
So stand ich da und telefonierte im ganzen Landkreis, um 30 Musiker auf die Beine zu bringen. Irgendwie hat es dann auch gut geklappt. Geprobt wurde unregelmäßig im Schulhaus, später dann im Sportheim. Bis zu 10 Kurkonzerte waren im Sommer zu spielen. Im Winter 1982 war beim großen Schneetreiben der Weltcupslalom am Sonnenbichl. Wir haben tapfer gespielt, durften uns dann auch im sog. VIP-Zelt stärken. Die Musikanten stärkten sich aber zu sehr an den Köstlichkeiten und an alkoholischen Getränken, dass wir beim nächsten Weltcup 1985 unsere Brotzeit im Gasthof Sonnbenbichl bekamen und nicht mehr im VIP-Zelt.
Zu spielen war auch bei Waldfesten vom Ski-Club am Sonnenbichl, Trachtenfesten in Abwinkl, Seefesten usw.. Es ergab sich im Laufe der Jahre, dass ein fester Bestandteil der Gasteiger Musikanten (früher Gmunder Bläserbuam) bei uns mitspielte, ebenso auch Musikanten aus Tegernsee.
Eine Reise nach Dourdan im Januar 1983 ist mir auch in bleibender Erinnerung. Bartl Rixner aus Tegernsee war zusammen mit Franz Tafelmeier, Hans Kröll, Adolf Gartner und Pfarrer Hans Hamberger in einem Abteil im Liegewagen sogenannt „eingepfercht“. Die Tage in Dourdan und Paris, insbesondere aber die Reise in dem beengten Abteil, waren sicher einmalig. Allein schon Bartl Rixner in München in den Zug zu bekommen, ausgestattet mit Bariton und Rucksack und Schützenhut, war nicht so einfach. Die Rückreise nach München in dem engen Abteil (nach Tagen bester Buffetts und Einladungen) muss nicht besonders erbaulich gewesen sein, besonders die Geruchssituation. Zitat Pfarrer Hamberger: „ Das muss man erlebt haben!“
Leider lebt Bartl Rixner, ebenso wie Sepp Grieblinger, nicht mehr. Beide verstarben im Jahr 1992.
Schwierig war es oft, im Sommer die Termine zu organisieren. Die meisten Musikanten spielten ja bei zwei Kapellen. Da hieß es dann oft: „geht net….i muaß scho zTegernsee spuin!“
Gerade beim Gaufest, das am 26. Juli 1987 in Wiessee stattfand, war das ganz schwierig.
Als ich nach wochenlangen Telefonaten endlich die Mannschaft zusammen hatte, hatte es an diesem Sonntag beim Festzug geregnet was nur runterging.
Immer am Jahresende bzw. am Beginn des neuen Jahres fand ein Musikantenessen statt. Die Wirtsleute haben meist einen Sonderpreis für uns gemacht. Als ich wieder einmal eine Aushilfe für Bariton brauchte, fand ich im hiesigen Kurorchester einen jungen Mann Namens Jim (James Ready). Er war sofort bereit, bei den Kurkonzerten auszuhelfen, besorgte sich eine „Kurze“, Haferlschuhe, weißes Hemd und Weste und spielte von da an mit. Nachdem Jim ja als Posaunist immer nur 5 Monate bei der Gemeinde beschäftigt war, fand sich die Lösung, dass er die Kapelle übernahm (Bürgermeister Fischhaber machte dies mit seinem Gemeinderat möglich).
Ich war dann auch froh, nach 14 Jahren die Leitung abgeben zu können. Trotzdem macht es mir Freude wenn´s brennt, mitzuspielen. Ganz besonders erfreulich ist auch die Jugendarbeit meines Nachfolgers. Die Früchte können sich sehen lassen!
Sepp Geiger